Metaartikel: Hier stelle ich einige Gedanken zur Entstehung von Gesundheit und Wohlbefinden dar.
Ganzheitliche Betrachtungen zur Entstehung von Gesundheit
Die Entstehung und Aufrechterhaltung von Gesundheit und Wohlbefinden kann aus meiner Sicht nur in ganzheitlicher Weise betrachtet werden.
Verschiedene Wirklichkeitskonstruktionen
Mir liegt es am Herzen, auch hier auf die Auswirkungen unserer Wirklichkeitskonstruktion hinzuweisen. Die Art und Weise, wie wir Gesundheit verstehen, führt zu umfangreichen Veränderungen in Gesellschaft, Kultur und persönlichen Welten. Sie beeinflusst individuelle Selbstfürsorge, als auch die Fähigkeit uns mit den Problemen unserer Mitmenschen zu beschäftigen. Insbesondere auch die Art und Weise, mit der wir (und auch ich) Menschen mit gesundheitlichen oder befindlichen Problemen behandeln. Wie wir zu Problem und Lösung beitragen.
In einer pathogenetischen Wirklichkeitskonstruktion achten wir auf das, was krank macht. Krankheiten, bzw. Krankheitsauslöser müssen erkannt und minimiert werden und/oder verschwinden und Gesundheit definiert sich hier über die Abwesenheit von Krankheit. Dies entspricht einer problemorientierten Sichtweise, welche durch eine Bewegung "weg von" gekennzeichnet ist.
Bereits die Weltgesundheitsorganisation definierte: „Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“ (Verfassung der WHO von 2014, Seite 1).
Diese Definition leitet bereits zur salutogenetischen Sichtweise hin. Hier betrachten wir die Aspekte, welche Gesundheit hervorbringen und fördern können. Wir konzentrieren uns auf die Entstehung von Gesundheit und welche Ressourcen dazu betragen können. Dies entspricht einer lösungsorientierten Sichtweise, die uns zu einem "hin zu" führen kann.
Moderne Psychotherapien und Coachingmethoden nutzen meist eine Kombination aus beiden Sichtweisen.
Gesundheit entsteht jeden Tag von Neuem
An jedem gegebenen Tag können wir etwas für unsere Gesundheit oder Krankheit machen.
Es gibt eigentlich nur zwei Dinge, welche Krankheit entstehen lassen: "zu wenig von dem, was nährt und nützt und zuviel von dem, was schadet und zehrt". (W. Büntig)
Umgekehrt: Gesundheit und Wohlbefinden enstehen und werden bewahrt, wenn es genügend Dinge im Leben gibt, die uns nähren und nützen. Und wenn diese ausreichen, um das aufzuwiegen, was zehrt und schadet.
Nicht alles, was uns schmeckt, macht auch wirklich satt.
Gleichwohl gibt es genügend Dinge, die zwar schmecken, unser Wohlbefinden sogar kurzzeitig erhöhen, langsfristig aber schaden oder zumindest nicht wirklich nützen und nähren. Diese zu unterscheiden und in der eigenen Wahl immer "weiser" zu werden, ist wohl eine der grossen Künste in unserem Leben als Menschen.
Mind, Brain, Relations - das Dreieck der Gesundheit
Daniel Siegel, einer der Gründer der interpersonellen Neurobiologie hat ein nettes Modell entworfen, das er das "Dreieck der Gesundheit" nennt. Gesundheit entsteht und wird aufrecht gehalten von drei "Systemen": "Geist", "Gehirn" und "Beziehungen". Im Weiteren möchte ich diese kurz definieren, da die Wortverwendung und ihre Bedeutung sich nicht gleich erschließen.
Mind = Geist
Tagtäglich, in jedem einzelnen Augenblick erhalten wir eine Unsumme von Informationen, die verarbeitet werden wollen. Sinneseindrücke von Aussen und Innen, Informationen über den Raum, in dem wir uns befinden. Informationen über das Handeln anderer, usw. Ein ganz großer Teil dieser Informationen wird gar nicht bewusst verarbeitet, sondern vorneweg aussortiert. Mit der schieren Menge an Informationen, die unsere Sinne in jedem Moment aufnehmen, könnten wir gar nicht umgehen, sie würden uns völlig überlasten. Daher findet immer eine Selektion statt, was zur Weiterverarbeitung überhaupt "aufgenommen" wird. Von dem nun selektierten wird ein großer Teil von automatischen/unbewussten Subsystemen verarbeitet. Auch dies geschieht dann außerhalt unserer Bewusstheit. Nur eine sehr kleine Menge an Informationen wird von uns bewusst verarbeitet.
Im Siegel`schen Sinne umfasst der Geist alle Funktionen, mithilfe derer wir Informationen empfangen, be- und verarbeiten, vermitteln, weiterleiten, deuten und speichern können. Die Art und Weise, wie diese Verarbeitung stattfindet, unterscheidet sich interpersonal sehr stark.
Hiermit sind nicht nur Informationen gemeint, die von Außen kommen, sondern auch die Signale und Informationen, die wir aus unserem Körper erhalten. Hier ist auch der Sitz unserer Wirklichkeitskonstruktionen und unseren Wissens. Auch die Art und Weise, welche Gedanken wir über uns und andere herstellen, wie wir mentalisieren, welche Sichtweise wir den Handlungen unserer Mitmenschen unterstellen oder zuschreiben. (weil dies auch ein Teil der Informationsverarbeitung ist).
All diese Funktionen werden vom Geist bereit gestellt.
Brain = Gehirn / Körper
Gehirn beschränkt sich nicht auf das tatsächliche Gehirn, sondern bezieht den ganzen Körper und körperliche Aspekte mit ein. Also auch unsere Neuronen und neuronalen Netze, Bauch- und Herzhirn, Signalverarbeitung und -weiterleitung. Hier werden Funktionen bereit gestellt. Der (körperliche) Zustand unseres autonomen Nervensystems bestimmt u.a. die Möglichkeiten des Funktionsniveaus. Wenn körperliche Marker auf Angst stehen, dann fällt es dem Geist unter Umständen sehr schwer, klar und erwachsen zu denken, weil die dazu benötigten Gehirnbereiche gerade "abgeschaltet" sind.
Zu diesem Bereich des Dreiecks gehören auch der Umgang mit unserem Körper. Sport, Bewegung, Ernährung, Medikamente und Drogen, Pflege oder Vernachlässigung. Die körperliche Seite des Dreiecks.
Relations = Beziehungen
Alle unsere Beziehungen zur Mitwelt.
Nicht nur die Beziehungen, die wir haben, sondern auch die Art und Weise, wie wir Beziehungen führen. Nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität unserer Beziehungserfahrungen. Und nicht nur unsere aktuellen Beziehungen spielen hier eine Rolle, sondern vor allem auch alle bisher geführten und erlebten Beziehungen. Diese wirken sich wiederum stark auf unseren Geist aus, da sie die Art und Weise der Verarbeitung stark beeinflussen können.
Self-Inquiry
Betrachten Sie diese Bereiche Ihres Lebens und stellen Sie eine Inventur für die verschiedenen Bereiche auf. Wo nähren Sie Sich selbst und Andere, wo zehrt es an Ihnen und Ihren Mitmenschen. Was sind Ihre Ressourcen und was sind Ihre Kosten im tagtäglichen Leben.